Musiker ohne Grenzen

Musiker ohne Grenzen e.V.

2012 und 2014 war Martin Rothe mit Musiker ohne Grenzen e.V. für jeweils ca. zwei Monate in Ecuador, um dort einen Freiwilligendienst zu leisten. In Guayaquil, der größten Stadt des Landes, unterrichtete er an einer „Brennpunkt-Musikschule“ Geige bzw. Musik. Seitdem ist er bei Musiker ohne Grenzen aktiv und möchte unbedingt auch nochmal nach Ecuador ...

Er berichtet:

Für Musiker ohne Grenzen in Ecuador
Martin Rothe für Musiker ohne Grenzen in Ecuador

"Das Besondere an den Projekten von Musiker ohne Grenzen ist die Art, wie sich (meist) deutsche Lehrer und ecuadorianische Schüler begegnen. Das in Deutschland typische Rollendenken "Lehrer – Schüler" wird durch eine Begegnung auf Augenhöhe ersetzt. Jeder ist Lehrer und Schüler zugleich, denn jeder kann eine Sache besonders gut. Und jeder lernt unglaublich viel dazu. Die Freiwilligen können z.B. ihr Instrument gut spielen – deshalb unterrichten sie es. Die Ecuadorianer aber können z.B. hervorragend Salsa tanzen, Spanisch sprechen oder in einer brenzligen Situation genau das Richtige tun ... Es ist ein gemeinsames voneinander Lernen.

Im ecuadorianischen Fernsehen

Die Freiwilligen wohnen vor Ort in Gastfamilien und sind ab der ersten Minute Teil des ecuadorianischen Lebens. Hierzulande wäre es wohl eher (sehr) ungewöhnlich, mit seinen Musikschülern unter einem Dach zu wohnen. Dort ist es sowohl völlig normal als auch ein wichtiger Beitrag, den die jeweiligen Schülereltern zum Projekt leisten können.

Der Stadtteil Guasmo Sur, in dem sich die Musikschule befindet, ist gekennzeichnet durch Armut und damit einhergehend Bandenkriminalität, Diebstähle und Drogengeschäfte. Nahezu jeder Reiseführer rät aus Sicherheitsgründen von einem Besuch im Guasmo ab. Dies ist aber nur die eine Seite.

Die andere Seite zeigt, dass dort finanziell arme, aber umso herzlichere Familien leben. Die Freizeitgestaltung der Kinder, Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen hat außer Fußball (oder anderen Sportarten) bei meist ganzjährig über 30° C wenig zu bieten. Für andere Aktivitäten fehlt in den allermeisten Fällen schlicht das Geld. Aus Langeweile und auf der Suche nach Anerkennung und einer Aufgabe, geraten einige Jugendliche so auf die schiefe Bahn und sind in kriminellen Banden aktiv.

Abschlusskonzert in Guayaquil
Martin Rothe bei einem Konzert in Guayaquil

Dem versucht die Musikschule Clave de Sur etwas entgegen zu setzen: Sie stellt einen Ort dar, an dem man sich aufhalten, sich mit Freunden und Gleichgesinnten treffen kann, an dem man neue Leute kennen lernt und gemeinsam musizieren, lernen und üben kann…

Musiker ohne Grenzen geht es nicht nur um die reine Vermittlung von musikalischen Fähigkeiten. Es geht vielmehr darum, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf freundschaftliche Art und Weise, von gleich zu gleich, eine Möglichkeit zu bieten, sich durch die Musik selbst zu entdecken und zu verwirklichen; ihre Freizeit nach ihren Wünschen selbst zu gestalten – ohne dafür Geld haben zu müssen. Denn die Anerkennung, die man nach einem gelungenen Konzert bekommt, ist mindestens genauso groß wie die Anerkennung nach einem Diebstahl oder gar Gewaltverbrechen…

Mich hat diese Erfahrung so begeistert, dass ich momentan die nächste Reise nach Ecuador plane!"